Wirkungsorientierung

Um das Leben von Kindern und Jugendlichen auf dauerhafte, messbare und erfolgreiche Weise zu verändern, müssen die vom Kindermissionswerk unterstützten Projekte wirkungsorientiert sein.


Eine Schwester spielt in El Salvador Fußball mit einem Jungen.© Susanne Dietmann / Kindermissionswerk
© Susanne Dietmann / Kindermissionswerk

Die Hinwendung zur Wirkungsorientierung verändert nicht nur den grundsätzlichen Ansatz in der Projektarbeit, sondern wird sich in allen Phasen eines Projekts wiederspiegeln, vom Antrag über die Implementierung bis zu den Berichten. Untenstehend wird unser Verständnis der Wirkungsorientierung dargelegt. Wirkungsorientierung ist von besonderer Relevanz für größere soziale Programme und alle Projekte mit Aus- und Fortbildungs- oder Aufklärungskomponenten; sie ist weniger relevant für Nothilfe oder Projektanträge, in denen es hauptsächlich um Bauten geht. Partner, die Projektanträge einreichen, werden gebeten, die Grundsätze der Wirkungsorientierung soweit wie möglich auf ihre Anträge anzuwenden.

I. Einführung in das Wirkungsverständnis des Kindermissionswerks

Das Kindermissionswerk (KMW) ist bestrebt, gemeinsam mit seinen Partnern die Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen zu verbessern. Dafür ist eine Verständigung über das Konzept vor Wirkungen und die verwendete Terminologie notwendig. Im Folgenden werden das Wirkungsverständnis und die Begrifflichkeit des KMW erläutert.

Unter Wirkung versteht das KMW die Veränderungen, die durch das Projekt bei der Zielgruppe erreicht werden: Durch die Aktivitäten verändert die Zielgruppe einige Verhaltensweisen; diese Veränderungen führen zu einer Verbesserung der Lebensumstände von Kindern und Jugendlichen.

So kann beispielsweise ein Hygiene-Training dazu führen, dass sich die Kinder und Jugendlichen hinterher regelmäßig die Hände waschen. Dies reduziert das Auftreten von Durchfallerkrankungen, verbessert den allgemeinen Gesundheitszustand der Kinder und Jugendlichen und leistet einen Beitrag zum Rückgang der Kindersterblichkeit in der Region.

Das Beispiel zeigt, dass es verschiedene Ebenen der Wirkungen gibt, die aufeinander aufbauen: Das Hygiene-Training (Aktivität) führt zu mehr Wissen über den Zusammenhang zwischen Hygieneverhalten und dem Auftreten von Durchfallerkrankungen (Ergebnis). Dieses Wissen bewirkt einen Verhaltensänderung: das regelmäßige Händewaschen (Direkte Wirkung). Die verbesserte Hygiene ist maßgeblich für das reduzierte Auftreten von Durchfallerkrankungen verantwortlich (indirekte Wirkung). Treten weniger Durchfallerkrankungen auf, leistet dies einen Beitrag zur Reduzierung der Kindersterblichkeit in der Region (übergeordnete Wirkung).

Ressourcen → Aktivitäten → Ergebnisse → Direkte Wirkung → Indirekte Wirkung → übergeordnete Wirkung

Unter Nutzung materieller und personeller Ressourcen werden Aktivitäten durchgeführt, die zur Erreichung eines Ergebnisses beitragen. Diese sind als Produkte, Güter, Dienstleistungen zu verstehen, die durch das Projekt erbracht werden. Die Ergebnisse des Projektes selber, seine Produkte und Leistungen sind also noch keine Wirkungen!

Die direkte Wirkung beschreibt den unmittelbaren Nutzen des Projektes für die Zielgruppe. Sie steht in unmittelbarem Einflussbereich des Projektes und beinhaltet die durch das Projekt angestoßene Verhaltensänderung der Zielgruppe.

Unter indirekter Wirkung werden die Wirkungen verstanden, die zum großen Teil - aber nicht ausschließlich - durch die Umsetzung des Projektes erreicht werden.

Die übergeordnete Wirkung beschreibt, inwiefern das Projekt einen Beitrag zur längerfristigen Verbesserung der Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen leistet.

Diese Unterteilung in diese unterschiedlichen Wirkungsebenen spiegelt den Grad des Einflusses wieder, den das Projekt auf die Veränderungen hat.

Alle durch ein Projekt erreichten Verbesserungen der Lebenssituation für Kinder sollen konkret und messbar sein. Auf der Ebene der direkten Wirkung ist daher die Nutzung von Indikatoren besonders wichtig, um den Fortschritt bzw. die Wirkung des Projektes zu messen. Die Indikatoren müssen Auskunft darüber geben, woran beobachtet bzw. gemessen werden kann, ob und in welchem Maß Veränderungen stattgefunden haben.

Sowohl die Präsentation des Wirkungsverständnisses des Projektes, wie auch die Planung der Ergebnisse, Aktivitäten, Ressourcen und Indikatoren sind daher wesentlicher Bestandteil des Förderantrages.

II. Logisches Grundgerüst

Übergeordnete Wirkung

Definition: Beschreibt, inwiefern das Projekt einen Beitrag zur längerfristigen Verbesserung der Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen leistet.

Beispiel: Das Projekt leistet einen Beitrag zur Senkung der Kindersterblichkeit in der Region

Indirekte Wirkung

Direkte Wirkung

Ergebnisse

Aktivitäten

Ressourcen

Hilfestellung:
Jede indirekte Wirkung sollte in einem Satz beschrieben und aktiv formuliert werden.

Beispiel:
Die Schüler leiden weniger unter Durchfallerkrankungen.

Hilfestellung:
Jede direkte Wirkung sollte in einem Satz formuliert werden.

Beispiel:
Die Schüler waschen sich regelmäßig und wie erlernt die Hände.

Hilfestellung:
Die Ergebnisse beinhalten die Anzahl der Produkte und Leistungen, Teilnehmer usw.

Beispiel:
80% der Schüler wissen über die Wichtigkeit der Hygienemaßnahmen Bescheid.

Hilfestellung:
Jede Aktivität sollte in einem Satz formuliert werden.

Beispiel:
Hygieneschulungen werden durchgeführt.

Hilfestellung:
Ressourcen sind die materiellen und personellen Ressourcen, die für die Durchführung der Aktivität benötig werden.

Beispiel:
Trainingsmaterial

III. Indikatoren

Ein Indikator dient dazu, den Fortschritt bzw. die Wirkung des Projektes zu messen. Er muss Auskunft darüber geben, woran beobachtet bzw. gemessen werden kann, ob und in welchem Maß Veränderungen stattgefunden haben. Je nachdem auf welcher Ebene der Projektlogik ein Indikator formuliert wird, dient er der Messung und Beurteilung des Projektfortschrittes (Aktivitäten und Ergebnisse) bzw. der Wirkung (Nutzung der Ergebnisse, direkte, indirekte und übergeordnete Wirkung).

KMW erwartet Indikatoren auf der Ebene der direkten Wirkung.

Bei der Entwicklung und Beurteilung von Indikatoren haben sich die SMART-Kriterien als hilfreich erwiesen. Die in den Anträgen verwendeten Indikatoren, sollten diesen Kriterien genügen:

S         Specific        konkret, klar, präzise und eindeutig

M        Measurable   mit angemessenem Aufwand an Zeit und Kosten messbar

A         Attainable     realistisch zu erreichen

R         Relevant       aussagekräftig hinsichtlich der intendierten Veränderung

T         Timebound   auf einen klaren zeitlichen Rahmen bezogen

 

Ein guter Indikator sollte folgende Fragen beantworten:

  • Zielgruppe: Wer/Was? Für wen?
  • Quantität: Wie viel?
  • Ort/Region: Wo?
  • Qualität: Wie? Wie gut?
  • Zeitpunkt: Bis wann?

 

BEISPIEL

Indikator: 6 Monate nach Abschluss des Hygiene-Trainings waschen sich 50% der Kinder regelmäßig und wie erlernt die Hände.

Specific: Der Hinweis auf “wie erlernt“ bringt die Qualität und die Regelmäßigkeit die Quantität

Measurable: Die Anzahl der Schüler, die sich regelmäßig die Hände waschen lässt sich leicht beobachten. Der Indikator ist damit gut messbar.

Attainable: Ein Anteil von 50% mag realistisch sein, einer von 80% oder 100% ist es nicht.

Relevant: Der Einfluss von verbesserter Hygiene auf das Auftreten von Infektionskrankheiten ist gut belegt.

Timebound: Die Angabe „6 Monate nach …“ legt den Zeitrahmen fest.